Interphase-FISH-Test: Amniocentese-Schnelltest

Der Interphase-FISH-Test als Schnelltest für Trisomie im Fruchtwasser

Die häufigsten chromosomal bedingten Erkrankungen bei Neugeborenen sind die Trisomie 21 (Down-Syndrom, „Mongolismus“), die Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) und die Trisomie 18 (Edwards-Syndrom).

Um diese und andere Chromosomenaberrationen möglichst früh erkennen bzw. ausschließen zu können, wird üblicherweise eine Chromosomenuntersuchung aus Zellen im Fruchtwasser durchgeführt. Mit der Chromosomenanalyse aus Amnionzellen aus dem Fruchtwasser werden sowohl numerische (Änderung in der Anzahl) als auch strukturelle (Änderungen in der Struktur) aller Chromosomen erfasst. Eine komplette Chromosomenanalyse aus Fruchtwasser dauert ca. 3 Wochen.

Der Interphase-FISH-Test (Fluoreszenz In Situ Hybridisierung = FISH) wird an Kernen von nichtkultivierten Amnionzellen aus 2-5 ml Fruchtwasser durchgeführt. Dazu werden die Zellen mit speziellen DNA-Sonden inkubiert, die sich an speziellen Chromosomen anlagern, die dadurch sichtbar gemacht werden können. Derzeit sind DNA-Sonden nur für die Chromosomen 21, 13, 18 und für das X-Chromosom erhältlich. Die Anlagerung dieser DNA-Sonden erfolgt auch in der Interphase, d.h., es muss nicht die Zellteilung abgewartet werden, was die Zeit bis zu Auswertung wesentlich verkürzt.

 

Bei der Auswertung wird die Anzahl der Signale (=Anlagerungen) für die jeweils verwendete chromosomenspezifische DNA-Sonde am Zellkern ausgezählt. Sind in einem Zellkern 2 homologe Chromosomen vorhanden, so findet man 2 Fluoreszenzsignale im Kern. Sind jedoch 3 homologe Chromosomen vorhanden (z.B. Trisomie 21), werden 3 Signale festgestellt. Dazu müssen 50 Zellkerne ausgewertet werden, ansonsten ist die Aussagekraft zu gering.

Bedeutung eines unauffälligen Ergebnisses beim Interphase-FISH-Test

Wenn für alle Sonden (Chromosomen 21, 18, 13, X und Y) ein unauffälliges Ergebnis festgestellt wird, ist bei dem Kind eine zahlenmäßige Chromosomenaberration (z. B. Mongolismus) für diese Chromosomen weitgehend ausgeschlossen. Numerische Aberrationen anderer Chromosomen oder strukturelle Chromosomenaberrationen aller Chromosomen können durch den FISH-Test nicht erkannt werden. Der Anteil dieser Störungen, die mit dem FISH-Test grundsätzlich nicht diagnostizierbar sind (z. B. 5p– Syndrom, Cri-du-chat-Syndrom), beträgt weniger als 10% aller krankhaften Chromosomenbefunde aus Fruchtwasser. Bei 1% der Feten, bei denen ein normaler Befund im FISH-Test erhoben wurde, stellt sich nach Auswertung der Chromosomen aus kultivierten Amnionzellen heraus, dass doch eine Trisomie vorliegt (sog. falsch-negatives Ergebnis).

Bedeutung eines auffälligen Ergebnisses beim FISH-Test

Ein auffälliges Ergebnis deutet mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Chromosomenaberration hin. Es gibt zwar Hinweise auf einzelne Fälle falsch-positiver Ergebnisse, die Gründe dafür sind noch nicht bekannt. Auch ein pathologisches Ergebnis im FISH-Test muss daher immer durch eine komplette Chromosomenanalyse bestätigt werden.

Neben auffälligen und unauffälligen Befunden werden 3-5% der Analysen als kontrollbedürftig eingestuft. In diesen Fällen muss die Untersuchung der kultivierten Amnionzellen abgewartet werden, da sich hierbei auch Chromosomenmosaike verbergen können.

Wann wird der FISH-Test empfohlen?

Da letztendlich doch das Ergebnis der Langzeitauswertung zählt, ist der FISH-Test keine Routineuntersuchung. Der FISH-Test wird dann empfohlen, wenn die Zeit für eine Entscheidung zum Erhalt oder Beendigung der Schwangerschaft knapp ist. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn eine Schwangere mit einem erhöhten Risiko für Chromosomenstörungen (Alter, Triple-Test, auffälliger Ultraschallbefund) erst spät zum Arzt kommt, oder sich bei fortgeschrittener Schwangerschaft die Frage des Kaiserschnittes bei auffälligem, möglicherweise aber krankem Kind stellt.

Der Vorteil des FISH-Tests besteht also darin, dass ein Ergebnis bereits innerhalb von 1-3 Arbeitstagen nach der Amniocentese vorliegt und damit die von vielen Schwangeren als belastend empfundene Wartezeit bis zum Ergebnis erheblich verkürzt wird. Allerdings können derzeit beim FISH-Test nur die Anzahl der Chromosomen 21, 18, und 13 und der Geschlechtschromosomen bestimmt werden, was bedeutet, dass andere, allerdings sehr viel seltenere Chromosomenaberration, nicht erkannt werden. Aus diesem Grund wird immer auch die konventionelle Chromosomenanalyse aus der Langzeitkultur durchgeführt, sie gibt das endgültige Ergebnis.

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